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Mittwoch, 12. Dezember 2018

Coppeliania Adventskalender 2018 - 12. Dezember - Der Eierpunsch


Eine Frustpunschgeschichte

Weihnachten naht und mir fällt siedend heiß ein - ich muss rechtzeitig die Zutaten für den Eierpunsch besorgen. Dieser ist wichtig, um die Vorbereitungen zu überstehen. Dies hat folgende Gründe:

Meine Mutter hat bereits seit drei Wochen eine 2 DIN A4-Seiten lange Liste erstellt, was alles einzukaufen ist. Trotzdem vergisst sie immer, dass ich seit 5 Jahren Vegetarier bin. Das macht mir auch überhaupt nichts aus, ich futter auch sehr gern die Beilagen, aber sie wirft dann trotzdem alles noch einmal um, bloß um während der neuen Planung erneut zu vergessen, dass ich Vegetarier bin, so dass es dann natürlich Fleisch gibt und ich einfach die Beilagen futtere. Beim Einkauf darf man nicht etwa in den Supermarkt gehen, der alles hätte, sondern muss das Brot im Nachbarort, das Gemüse im Ort hinter dem Nachbarort und den Käse auf jeden Fall auf dem Markt mit den absurden Öffnungszeiten kaufen. Und bitte NUR den Quark von Milram, auch wenn man drei Läden abklappern muss. Dadurch braucht der Einkauf samt Planung SECHS Stunden, da man all die anderen Rentner umschiffen muss, deren Brot auf jeden Fall in UNSEREM Ort gekauft werden muss. Nachdem man alles in die - wichtig - RICHTIGEN Körbe im Auto meiner Mutter verstaut hat, stellen wir fest, was alles gefehlt hat und gehen nochmal in mindestens drei Läden. Irgendwann setze ich sie zuhause ab und ziehe alleine weiter, weil es doppelt so schnell geht, wenn man nicht mit der Käsefrau anfängt zu diskutieren, dass der Ronchronchron-Käse vor drei Wochen aber nicht der Hit war.

EINMAL müssen wir aber auf jeden Fall essen gehen, damit man nicht ständig in der Küche stehen muss (obwohl wir genug eingekauft haben, um auch eine Woche Schneesturm zu überstehen und aus unersichtlichen Gründen ohnehin ständig in der Küche stehen werden, zum Beispiel um die Mahlzeit "Kaffeetrinken" zuzubereiten), aber weil man sich nie entscheiden konnte, darf ich an Heiligabend mindestens 10 Restaurants anrufen und dort alle verrückt machen. Buffet ist nicht gut, Brunch auch nicht und wenn die Karte nicht online verfügbar ist, muss definitiv alles abgefragt werden, was es dort gibt und wenn das Ambiente oder die Anfahrts- und Parkplatzsituation nicht exakt den Vorstellungen entsprechen, kann auch das bereits erledigt geglaubte Prozedere durch ein spontanes Absagen wieder über den Haufen geschmissen werden. Aktuell haben wir noch keinen Platz in irgendeinem Restaurant. Wie gesagt, kurz vor Tiefkühlpizza. Naja, Hauptsache es gibt Eierpunsch.

Die letzten Nervenenden landen dann glitzernd am Weihnachtsbaum: Der steht nämlich auf jeden Fall unerträglich schief, egal wie oft ich ihn ausrichte, meine Mutter ist danach auch sehr schweißgebadet vom Zuschauen. Mein Kommentar, dass der Baum nach drei Eierpunsch ohnehin schief aussieht, hilft wenig. Auch gerade absägen darf ich ihn nicht, das würde ich ja auf keinen Fall schaffen (dass ich ein halbes Jahr in der Schreinerei gearbeitet habe und die letzten drei Bäume auch erfolgreich abgesägt habe, gilt nicht als Argument, sondern als Unterwanderung ihrer Weihnachtsautorität) und außerdem hätte das der Mann beim Weihnachtsbaumverkauf machen sollen, aber das war ja so ein dubioser Typ aus merkwürdigen Ländern. Steilvorlage für eine hitzige Diskussion, wo Fremdenfeindlichkeit und Vorurteile anfangen und was man ja wohl noch sagen dürfe. Die Baumdekoration muss auch auf jeden Fall zu einer bestimmten Uhrzeit aus dem Keller geholt werden, bloß nicht zu früh, denn dann steht sie im Wohnzimmer herum und verursacht Stresskophweh, auf gar keinen Fall zu spät, denn dann kommt ja der nicht existente Zeitplan durcheinander und um Himmels willen dürfen die Kartons nicht an der falschen Stelle im Wohnzimmer platziert werden, sonst fliegt meine Mutter drüber und das macht sie tatsächlich.

Es braucht natürlich auch - obwohl es unglaublich massiven Stress verursacht (es müssen nämlich noch mehr Kartons zu bestimmten Zeiten aus dem Keller geholt werden) - jedes Jahr die hässliche vollgewachste Krippe (deren Jesuskind nicht mal im Dunkeln leuchtet) mit dem Krümelmoos, das den ganzen Teppich vollmoost und die bescheuerte Weihnachtspyramide, bei der man immer schon vom Zuschauen kotzen möchte. Vor allem nach drei Eierpunsch.

Ist dann alles arrangiert und platziert und verpackt und verstaut, tritt endlich ein gewisser besinnlicher Festtagsfrieden ein, wenn auch nur, weil bei allen Beteiligten die Erschöpfung groß genug ist. Hallelujah. Wo ist der Eierpunsch.

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Und wer sich schon fragte, HIER ist der Eierpunsch, auch bekannt als Familienmedizin zur friedlichen Weihnacht':

Zutaten (für 1-2 Feiertage ausreichend, je nach familiärer Situation)

750 ml Eierlikör
200 ml Sahne
250 ml Milch
mehr Eierlikör
4 cl Rum oder Rumaroma

50 g Vanillezucker
Zimt
Koriander

noch mehr Eierlikör
Sprühsahne


Probiert zur Qualitätssicherung als erstes den Eierlikör. Setzt einen mittelgroßen Topf bei mittlerer Flamme auf, trinkt einen Schluck Eierlikör, gebt Sahne und Milch zum Erhitzen in den Topf. Erst wenn diese Mischung dampft, den Eierlikör dazugeben (damit der Alkohol nicht so sehr verdunstet). Einen Schluck Rum trinken, dann den Rest in die zwei Töpfe geben. Einen Schluck Eierlikör trinken, damit der Rum nicht alleine ist ... noch einen zur Sicherheit. Wenn alles erhitzt ist, mit Zimt, Koriander und Vanillezucker je nach Belieben abschmecken. Nicht aufkochen! Einen Sch--li--luck Eierlikör trinken, die Sprühsahne auf der Weihnachtskrippe und den Bechern (am besten mit Henkel!) verteilen, Zimt als Deko darüberstreuen. Die Kosten für die Zutaten bei der Krankenkasse einreichen.
Hoch die Tassen!

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