Wer nicht dort war, hat etwas verpasst: Welch erinnerungswürdiger,
wundervoller 1. April! Die Herren von Coppelius gaben sich im Pavillion
Sindelfingen die Ehre. Nebst zweier Vorkapellen war man angereist, um nach einem
etwas längeren Winterschlaf wieder die Konzerträume unsicher zu machen, welches
auch – so viel vorweg - absolutestens gelang!
Ein kleiner Saal, aber ein großer Auftritt!
Begonnen wurde der Konzertabend von „Tales of Nebelheym“,
einer Steamfolk-Band aus der Gegend, die es verstand, das bereits erwartungsvolle,
gut gelaunte Publikum mit rhythmischen Klängen und Balladen zu begeistern.
Daumen hoch, sehr sehenswert! Es gab sogar „Zugabe“-Rufe, denen aber leider
aufgrund des straffen Programms keine Folge geleistet werden konnte. Wir
empfehlen jedem, sich diese Kapelle einmal zu Gemüte zu führen, es lohnt sich!
Als zweite Vorgruppe betraten „We are Rinah“ die
Bühnenbretter – interessant, fast eine Art Ska-Coppelius, möchte man allein
schon wegen der Besetzung so sagen. Cello und Klarinette? Das kannte man doch
schon irgendwoher, aber nicht diese Klänge. Die Gruppe spielte sehr fröhlich
und leicht, ist hörenswert und musizierte ganz zum Gefallen der Zuschauerschaft,
die auch zu körperlichem Hüpf- und Tanzeinsatz bereit war.
Und nun: Zu dir äh ... zu Coppelius!
Kurz vor dem Auftritt ... |
Im Nachhinein kann man sagen – tut alles weh, war alles gut,
so auch bei diesem Konzert. Lange nicht hatte die Kapelle so viel Power im
Spiel, eine solche Setlist, die keine Wünsche offen ließ. Ein Plus auch für die
Akustik bzw. Tontechnik in diesem kleinen Konzertsaal – der Sound war gut
abgemischt, die Klänge bemerkenswert rockig, so muss das sein!
„Bitten, danken,
petitieren“ diente dem Publikum gut als Einstieg, gefolgt von einem knalligen „Luftschiffharpunisten“.
Die Stimmung, gut vorbereitet von den anderen Kapellen, war sehr angenehm, fast
sofort wurde mitgebrüllt, was das Zeug hielt, getanzt und gehüpft. Lange nicht
gehört worden war „Time, Zeit“ und „Zu dir“, worüber man sich in der
Zuschauerschaft sehr freute.
Die Stücke waren abwechslungsreich und gut gemischt, Stücke
von älteren Alben wie „Urinstinkt“ und „Die Glocke“ wechselten sich mit neuen
wie „Sternenstaub“ und „Black ist he colour“ ab. Die Kapelle selbst war
offensichtlich auch bei bester Laune, dieses steigerte sich noch während des
Auftritts. Bei Herrn Coppellas äußerst mitreißenden Darbietung von „Locked Out“
gab es einen ersten kleinen Stimmungshöhepunkt des Abends.
Herr Coppella bei "Locked Out" - er wollte nicht, es war sein ... |
Sehr schön auch, als kleiner Vorgeschmack auf die wieder anstehende
Steampunk-Oper im Theater im Revier Gelsenkirchen, wurde auch das Stück „Kein
Land so schön“ aufgeführt, vorgetragen mit sehr viel Gefühl von Diener Bastille.
Im Anschluss erste Tanztumulte vor der Bühne, sich an die Kehle gehende
Weibsbilder bei „Reichtum“. Ebenso einen Platz in der Setlist hatte der
Klassiker „Rightful King“ gefunden, wie immer wurde hier begeistert mitgesungen.
Kurz konnte man bei „1916“ ausruhen, aber zu „Gumbagubanga“ bildete sich von
selbst, ohne das Zutun von Bastille, ein ausgelassener Hüpfkreis.
Zur Freude vieler wurde auch das „Experiment“ gespielt, viel
Bewegung im Publikum auch beim folgenden „Handschuh“. Wieder eine kurze
Beruhigung bei „Contenance“, dann hierzu der krasse Gegensatz „Killers“ – Haare
flogen wild, die Schwelle zur Eskalation war auf der Bühne sowie beim Publikum
eindeutig überschritten. Coppelius rockte sowas von das Haus!
We want Moor! (Bild: Dark Pictures) |
Ein heiteres „Moor“ wurde (mit Texteinflüsterer aus dem
Publikum) von allen mitgesungen, und mit „To my creator“ war man beim letzten
Stück des Abends angelangt, aber nicht nach Meinung der Zuschauer, die mit lautstarkem
„Da capo“-Rufen nach mehr verlangte. Man wollte mehr – man bekam.
Zwei Male kamen die Herren noch auf die Bühne. Ein sehr gut
gelaunter Herr Voss spielte sein herbeigerufenes zweites Bass-Solo. Beim
anschließenden „Operation“ setzte der Verstand aus, Le Comte Caspars dreckig-dunkle
Stimme brachte wohliges Schaudern in der Magengegend, während das Cellospiel
von Graf Lindorf bei „Risiko“ schlichtweg durch und durch ging. Zu guter Letzt,
„Ade mein Lieb“ – und hier hieß es dann auch wirklich, ade.
Hier entlang entlang zur Bildergalerie von Jesko Mägle von Dark Pictures.
Hier entlang entlang zur Bildergalerie von Jesko Mägle von Dark Pictures.
Nach dem Konzert stellten sich die Herren auch gerne für ein
kurzes Gespräch und Bilder mit Fanatikern zur Verfügung. Im Foyer konnten am coppelianischen Souvenirstand,
hier wieder freundlichst betreut von Eva Ende, auch kleine Mitbringsel und
Erinnerungen erstanden werden. Auch „Tales of Nebelheym“ und „We are Rinah“ waren
anwesend boten hier die Möglichkeit zum kleinen Plausch.
Alles in allem: Die Herren haben es uns, mit dieser Setlist
und bei über zwei Stunden Spielzeit, wirklich hart gegeben – aber wir sind auch
hart im Nehmen, und freuen uns schon auf das nächste Mal!
Ein herzliches Dankeschön geht an das Pavillion Sindelfingen,
welches nicht nur eine familiäre Atmosphäre für den Zuschauer bot, sondern
Getränke zu moderaten Preisen. Man fragt sich, wie man auch bei diesem
niedrigen Eintrittspreis und drei Kapellen die Sache überhaupt finanzieren
konnte, Hut ab, eine klasse Geschichte, und das für so wenig Geld! – Man hätte
auch durchaus mehr bezahlt. Kompliment an die Kapellen, die Location und die
Betreiber!
Best of Fanatiker (Zitate des Abends):
„Der Sänger von Heym ist echt nebel.“
„Sie wissen nicht, was sie tun, aber sie sind hochmotiviert.“
„Wie jetzt, da ist nichts drunter!?“
Bericht: C. Glaser, M. Eisenblätter
Fotos: M. Eisenblätter, C. Glaser
Webadressen zu Fotogalerien folgen, wenn vorhanden.
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