Ein wunderschönes Fantreffen-Wochenende geht zu Ende, noch
halten mich einige Szenen gefangen, die ich euch auch nicht vorenthalten möchte,
also hier ein paar relativ kurze Worte (Fotos sind Schnappschüsse, sicher wird
es – wie immer – anderweitig noch professionellere Aufnahmen vom Konzert geben).
Schon am Freitag Abend – Coppelius spielten hier gerade in
Wien – traf man sich auf Grillgut und Plauderei in Bayreuth zum Vorostern. Und:
Eierfärbemarathon! Man stellte fest: Eierfärben ist eine Sucht, man kann nicht
damit aufhören und muss sich fest in den Griff nehmen, wenn man irgendwann einmal
zum Ende kommen will. Ergebnis: Viele schöne bunte coppelianische Verrücktheitseier,
die darauf warteten, mit den anderen Ostergeschenken der annabergschen
Fanatiker zur Übergabe vereint zu werden.
Tags darauf: Anreise im hügeligen und schneebedeckten
Annaberg. Pension war gleich gefunden und besetzt – das gab einen Dekadenzpunkt
für ausladende Räumlichkeiten, auch sehr freundlicher Empfangsservice. Ein
weiterer Dekadenzpunkt wird für den Besuch im „Schokoguschl“ vergeben, einer
Schokoladenmanufaktur von tadellosem Ruf und hohem Preise, in dem man auch ein
oder zwei Kostproben erstand und gleich verzehrte. Sportpunkte gab es für das Erklimmen
der Zick-Zack-Straße im 45°-Winkel innerhalb kürzester Zeit und pünktlicher
Wiederanreise in der Pension und Eilendsankleiden. Auf der Suche nach Grundlage
für den Abend fiel man schließlich im „Neinerlaa“ Ratskeller direkt in der
Mitte von Annaberg ein – hervorragendes Ambiente und auch Speisung der
hungrigen Mäuler, lange nicht hatte man so exzellent gefanatikspeist! Also
insgesamt ein sehr dekadenter Nachmittag und Vorabend.
Nun ging es schließlich zum Veranstaltungsort, der Alten
Brauerei, wo schon weitere Osterhäschen darauf warteten, endlich ihre Nester
fertig bauen zu können, was auch sehr fix geschehen war, das Ostergras flog nur
so, die Eier ebenso. Das war ein sehr freudiges Hallo! Und da war auch schon
bald Einlass – zusehends füllte sich der kleine Saal, die ersten Ostereier
wurden verteilt, dies fand Anklang, schon bald sah man den einen oder anderen
Fanatiker genäschig rascheln und knuspern.
Im Vorprogramm zu Coppelius: Lolita Komplex – überraschend spritzig
und witzig, mit sehr charismatisch wirkendem Sänger und sehr sympathischer
Sängerin im phantasievollen Kostüm in einem absoluten Lolita-Zirkus-Badass-Stilmix
– diese Gruppierung muss man sich einmal ansehen, wenn man Gelegenheit hat.
Dieser Band aus Österreich macht das Auftreten Spaß! Auch wenn man sich auf der
sehr kleinen Bühne etwas arrangieren musste, wurde der Auftritt jedoch äußerst
zufriedenstellend gemeistert, die Stimmung wurde erfolgreich gehoben, man hätte
sich durchaus noch ein paar Stücke angehört. Weiter so!
Und nun nach längerem Warten bei hypnotischer
Hintergrundmusik: Coppelius, juhu! Gleich zu Anfang wurde bemerkt: Exzellente
Stimmung, im Publikum so wie auch auf der Bühne. Die Hasenohren wippten
entsprechend mit und wurden auch wild umhergeschüttelt – das letzte Konzert
dieses Wochenendes auf kleinem Raum, es war hitzig, es war eng, so, wie man es
eben von der Brauerei kennt. Dieses machte das Ganze etwas anstrengend, aber
bei dieser Setlist konnte man wieder einmal einfach nur mitmachen, was auch
ordentlichst getan wurde. Sehr gemischtes Publikum, aber alle fanatisch
gestimmt, Grundvoraussetzungen also: einwandfrei.
Und rumms! – ging es zum „Luftschiffharpunist“, der als
Einsteiger wirklich gut kommt! Zeit verflog und verrann zusehends, ein Hammer
folgte auf den nächsten - positiv aufgefallen dieses Mal „Glad to be dead“, bei
dem Stimmung und auch Aufführung gut zusammenpassten. Leider gab es einige
tontechnische Probleme, so wurden die Klarinetten teils bei mehreren Lieder gar
nicht gehört (Standpunkt fünfte Reihe vorne); auch das Singen von Le Comte
Caspar ging manchmal leider unter. Dafür waren aber Cello und auch Bass stark
im Vordergrund, was die „Herzmaschine“ und auch einige andere Stücke umso
interessanter machte, da einem das Cello in den geliebten Tiefen direkt in den
Bauch ging. Das vibriert! Bei „Sternenstaub“ hätte man gerne auf den Halleffekt
am Klavier verzichten können, dennoch ein sehr schönes Stück, auch das „Himmelstaue“,
gesungen von Diener Bastille, wieder sehr sauber und klar, beeindruckend.
Bemerkenswert auch Graf Lindorfs Feierwilligkeit – so muss das sein, das wollen
wir, mehr davon! Die Herrschaften zeigten viel Humor und Improvisationskunst
und auch Interaktion mit dem Publikum, das ist es, was gut gefällt, denn live is
live, und das ist grandios!
Gegen Ende fetzte noch „Killers“ in der Liveversion die
Gehörgänge entlang, dieses Stück, von Coppelius aufgeführt, ist einfach
unschlagbar, das muss man hier klar und deutlich sagen. Bei „Konzert“ musste
ich diesmal aufgrund der allgemeinen Emotionalität dieses Stücks doch weinen,
und dem Himmel sei Dank wurde nach dem eigentlichen Abschluss mit unermüdlicher
Energie noch einmal aufgespielt, denn so hätte man wirklich nicht abtreten
wollen – Graf Lindorf inklusive Cello bei „Habgier“ im Publikum, das war die absolute
Bombe! Applaus!
Im Anschluss ergab sich wie meistens noch Gelegenheit für
ein kleines Gespräch und viele Bilder, wir danken für diese Unselbstverständlichkeit. Herr Voss wurde zum Mitosterhasen erkoren, da er es geschafft hatte, auf der Bühne mit dem Mund Eier zu legen . Alles war wunderbar, trotz Tonproblemen ein stimmungstechnisch sehr
mitreißendes Konzert! Die Osterhasen danken!
Ich persönlich danke besonders Bastille für sein „Egal, wir
feiern jetzt!“-Sonnengemüt, das über vieles hinweghilft, und auch insgesamt
Coppelius, immer Anlass für Reisen, Vergnügen und Schaffen zu sein. Coppelius
hilft, und das immer wieder. (Man möge die Wirren dieses Berichts verzeihen, zu
viele Eindrücke wollten auf einmal heraus!)
... und: Es wird die nächsten Tage sehr viele Eier zum Essen geben ...
Zu sehen sind die Herrschaften demnächst noch in Leipzig,
Magdeburg und auf dem Hexentanz-Festival, weitere Termine finden sich auf der
offiziellen Seite. Da Capo!
Frl. Sheris vdK