Sonntag, 30. April 2017

Ein letztes Mal Coppelius. Ein Fanatiker erzählt:

Post-Coppelikalypse. Ich wache auf und bemerke die Kriegsbemalungen auf meinen Armen. Ah ja, die Endzeit-Party! Was für ein toller Abend war das! So viele neue Leute kennengelernt, so kurz vor dem Weltuntergang. Was, Weltuntergang? Wieso habe ich diese Gedanken denn noch? Ist die Welt nicht untergegangen? Ist sie immer noch da? Ich schaue aus dem Fenster und die Sonne scheint mir entgegen. Die Uhr zeigt 16.00. Hmmm, so spät wache ich eigentlich nie auf. Und die Waden schmerzen. Was hat dazu geführt? Meine Gedanken schweifen ab zum vergangenen Wochenende…


Es fing alles an mit der Derniere von Coppelius.Waits.For.You. im MiR. Oder nein, eigentlich mit dem Kennenlernen von Coppelius in der Agra-Halle in Leipzig im Jahre 2011 und die Begeisterung die damals entstand für deren Musik, aber das ist eine andere Geschichte. Zurück zur Derniere. Eine große Gruppe Fanatiker hat ihre Anwesenheit kundgetan und war nicht zu übersehen: ein großer Teil des Publikums hatte sich auf coppelianischer Weise mit Zylinder und Steampunkklamotten geschmückt. Der jetzt wirklich letzte Bühnenauftritt der Herren vor der Pause darf nicht unbemerkt vorbeigehen, und die GCSG wäre nicht die GCSG, wenn da nicht einige Aktionen geplant waren, wie z. B. die Knicklichter für ‘Selten Genug’ (Schnulzenkönig!) die im Publikum verteilt wurden. Diese Zusammenarbeit von Coppelius mit Rüdiger Frank und Heribert Feckler ist wirklich etwas Einzigartiges! Waltzing Mathilda = Gänsehaut! Das Publikum, die ‘normale’ Leute nicht ausgeschlossen, war begeistert und der Applaus war laut. Als die Zugabe begann wurden von Tanzpärchen in der ersten Reihe Wiener Walzer getanzt und wurde vom Rang ein ‘We Will Wait 4 You’-Banner runtergelassen. Auch nach der Zugabe, obwohl die meisten Besucher sich auf den Weg nach draußen begaben, wollten die Fanatiker und andere begeisterte Zuschauer noch keinen Abschied nehmen und nach wiederholten Da Capo-Rufen kamen die Herren und Rüdiger Frank nochmals auf die Bühne. Eine Hochstimmung bis zum letzten Ton!



Anschließend ging’s auf zur Dernierenparty in der Pizzeria Venezia. Die Bude war voll, sogar die Gartentische/Stühle wurden rein getragen um allen Gästen einen Platz zu geben. Die Pizzen waren lecker und das Personal sehr nett. Man konnte jetzt den Pausenschmerz mit den Leidensgenossen teilen und sich mit einem Waiting-For-You-Schild (oder selbst bemalten) verewigen lassen. Es war schön an diesem vorletzten Abend (weil Coppelikalypse!) noch neue Leute kennen zu lernen! Es ist nie zu spät für coppelianische Freundschaften!

Viel zu spät schlafen gegangen, viel zu früh wieder aufgewacht: so geht es einem auf Konzertreise.


Die nächste Veranstaltung, die Coppelikalypse-Party, fand statt in Witten. Viele sind aus Gelsenkirchen nach Witten weitergereist um diesen letzten Abend vor dem Weltuntergang zusammen zu feiern. Für alle die noch keine Endzeitklamotten hatten, begann der Abend mit einem ‘Wreck-My-Dress’-Workshop. Dazu gab es eine Kleidertausch-Ecke, Chlor, Acrylfarbe, Schere und mehr und man sah die Outfits mit jeder Stunde wachsen! Die Bastelecke wurde noch den ganzen Abend benutzt. Auch jetzt, am letzten vor-coppelikalyptischen Tag, konnte man sich abbilden lassen auf Polaroid mit Krakententakel oder einer abgerissenen Hand. Pass auf, die können gefährlich sein!


Dann begann das Programm: zuerst erzählte der Weltenwanderer Wolkenberg musikalisch von seinen Weltenwanderungen, dann folgte eine Vorlesung von Colophonius Regenschein, unterstützt von Sheris von der Kauernburg, über die Wolkenstadt. Weiter ging es mit Musik von Feline & Strange, die für diesen Abend aus Berlin angereist waren. Ja, wenn die Welt eh vergeht, brauch mann sich auch nicht um eine Rückfahrt in die ferne Heimatstadt zu kümmern. 


Dann kamen Kyoll auf die Bühne. Ab den ersten bis zum letzten Song hüpfte das Publikum begeistert herum. Das wird wohl die Wadenschmerzen erklären. Als der letzte Ton verklungen war und die Leute sich ein bisschen Luft holten, wurden Musikinstrumente auf der Bühne bereitgestellt, denn es war noch nicht vorbei: es würde noch eine ‘Open Stage’ geben! Einige anwesende coppelianische Herren betraten die Bühne für eine interaktive Jam Session mit dem Publikum, wobei auch das Seidenhöslein gesungen wurde, eine GCSG-Version vom Heidenröslein. Nachdem auch Leute aus dem Publikum und Feline & Strange noch einen Beitrag geleistet hatten, war es dann Schluss mit Musik auf der Bühne und wurden Platten aufgelegt und getanzt! 


Auf dem Heimweg kam es dann zu philosophischen Gedanken: wollten einige Leute nicht dass der Tag endet und haben sie deswegen das Auto außer Funktion gesetzt, damit wir lange gemeinsam auf der ADAC warten mussten, oder war das schon der Anfang vom Ende? Wer weiß? Es erklärt aber warum ich so spät aufgewacht bin. Jetzt, da die Kriegsbemalungen verschwunden sind, kommen die Fragen. Wer sagt mir jetzt in welcher Welt wir jetzt leben? Ist das nun die post-coppalikalyptische Zeit? Hmmm, ein Test weist aus, dass die CDs mit Coppelius-Musik noch funktionieren: einige Überreste aus der vor-coppelikalyptischen Zeit. Die Fanatiker müssen einfach zusammenhalten, weiter Mumpitz treiben, damit das Warten sich erträglicher anfühlt. Irgendwann wird es bestimmt wieder etwas Coppelianisches geben. Oder?



Ein großes Dankeschön an die Orga-Leute, die das Wochenende (Dernierenparty und Coppelikalypse) ermöglicht haben: Sonja/Larissa/K von Koriolis/Clara/Tobias/Marion/die Bands/die Locations/und allen die ich vergessen habe. 

Miri von Freiberg