Es war wieder einmal soweit: Coppelius hatte anlässlich der
Veröffentlichung des neuen Albums „Hertzmaschine“ in ganz Deutschland zu
konzertanten Abenden gerufen, dieses Mal war die Reihe also an München und
Nürnberg, bespielt zu werden. Die Erwartungen waren hoch – und was soll man
sagen, sie wurden dieses Mal über die Maßen erfüllt und auch übertroffen! (Bilder werden in Kürze folgen, die Auswahl der richtigen Bilder erfordert ein wenig Zeit, daher leider nur "Ambienteablichtungen")
In der Münchener Lokation „Backstage“ fand man sich am
Samstagabend zusammen, um den Klängen, für manchen Fanatiker erstmals, in
lebensechter Darbietung zu lauschen – man hatte vorher munkeln hören, die
Münchner wären in ihrer Feierwilligkeit eher mürrische Fußtaktwipper, dieses
kann der Schreiber dieser Zeilen allerdings nicht bestätigen! Schon bei der
Vorgruppe „Aeronautica“, die einigen bereits bekannt waren und mit ordentlichem
Steam-Sound die Bretter schon zum Vorbeben brachten, war die Stimmung unter den
Zuschauern so gut, dass schon mitgeklatscht und laut gegröhlt wurde – die
aeronautische Musik fand durchaus Anklang und wurde auch ordentlichst, das auch
verdientermaßen, bejubelt! Hätte man noch eine Zugabe haben können, wäre dem
wohl keiner abgeneigt gewesen, aber Coppelius standen hinter der Bühne schon in
den Startlöchern, um die ohnehin schon siedende Stimmung gar zum Überkochen zu
bringen.
Es gibt nur ein Wort, das meines Erachtens für das auf dem Fuße folgende
coppeliansche Konzert gelten kann: Perfekt. Sofort zu Beginn der absolute Rockeinsteiger
mit dem „Luftschiffharpunisten“, der gleich für Begeisterung sorgte. Viel
Bewegung im Publikum, viel Spaß auf der Bühne, man merkte gleich, dieses würde
ein besonderer Abend werden! Die Setlist mit Krachern wie „To my creator“,
„Moor“, „Charlotte“ und „Killers“ ließ einem nicht viel Zeit zum Überlegen,
wilder Tanz und Sang und Selbstvergessen standen auf dem Programm. Besonders
auffällig waren der gute Klang und vor allem auch die sehr gut gelungene
Ausleuchtung der Solisten immer im passenden Augenblick – und was waren das für
Augenblicke! Die neue Bühneneinrichtung und auch Kleidung der Künstler wirkt
harmonisch, elegant und gut aufeinander abgestimmt, großes Kompliment.
Hervorzuheben in der Menge an unmöglich allaufzuzählendem
Wundervollem waren Herrn Nobusamas Unendlich-Double-Bass-Solo sowie auch Herrn
Voss allgemeines-immer-gut-Bass-Solo, und wenn wir schon dabei sind – die
„Herzmaschine“ war mit so viel stimmlicher, tiefer Leidenschaft gesungen, das
ging wahrlich sehr in den Seelengrund, so dass man sich unversehens einfach in
dieses Stück verlieben musste, wenn man es ohnehin nicht schon gerne mochte. Zum
innerlichen Abheben führte auch der von Diener Bastille sehr klar gesungene
„Sternenstaub“ und das „Himmelstaue“ – sehr schön performt, tadellos, spitze!
Beeindruckend war auch Herrn Coppellas Spielgeschwindigkeit, da knallte das
Brett, wie man so schön sagt – und hiermit ein Lob an Herrn Lindorfs
Hüpfmanie, wer hätte das gedacht, und das auch noch mit Cello!
Alles in allem: Was für ein Konzert! Lange schon nicht mehr
mit so viel Power und auch Spaß am Spiel erlebt, kombiniert mit einem
jubelfreudigen Publikum und auch einwandfreier Lokation – da capo, meine
Herren, man hätte auch bei der nachfolgenden Musik auch noch bis in alle
Ewigkeit tanzen können, was für ein schöner Abend, daran wird man sich lange
erinnern! Mein Dank an alle Personen, die diesen Abend geteilt haben.
Am darauf folgenden Tag ging es nun – mit einiger Müdigkeit,
aber das interessiert einen wahren Fanatiker ja nun keineswegs – weiter nach
Nürnberg, erst einmal in das "Clockwork Cabinet", eine Mini-Steampunk-Convention
in einer Villa, zwar sehr klein, aber in exklusivem Räumlichkeiten mit
passendem Ambiente, organisiert mit viel Herz im Programm. So gab es zum
Beispiel einen wirklichen Türaufhalter und Dienstpersonal in passender
Kleidung. An kleinen Ständen konnten Kraken und Schmuck, aber auch kleine Dampfmaschinen
ihren Besitzer wechseln. Das Programm war angefüllt mit Highlights wie einem
Auftritt von Daniel Malheur, der sehr beeindruckend war, und auch einer
Modenschau sowie Dampfvorführung, die mangels Esbitleistung aber weniger gut
klappte als errechnet, aber dies tat der Stimmung keinen Abbruch sondern sorgte
eher für Belustigung. Einzig die Parkplatz-Situation war desaströs und brachte
einem einen 2,5-Kilometer-Spaziergang durch die Nürnberger Straßen, der aber
als Bewegungsverschaffung auch nicht zu schlimm war und durch sehr freundliche
Bedienung im kleinen Cafe und durch sehr interessierte Besucher wieder gut
gemacht wurde. Zu erwähnen ist auch eine Zimmerausstellung von Dampf- und
Elektroapparaturen und eine Livezeichnerin vor Ort, die karrikativ die Besucher
auf ihren Bildnissen bändigte. Fazit: Gerne wieder, klein, aber fein, es gab
viel zu sehen, und ein Nachmittag war gut dort zu verbringen!
Schließlich landete man nach kurzer Nahrungsjagd beim
Hirsch Nürnberg, wo nun am Sonntagabend das nächste coppelianische Konzert stattfinden
sollte. Es gab einige Mühe bei der Beseitigung der vorgespannten Türkette beim
Einlass, aber WD40 hilft bekanntlich gegen alles – kurz nach 20 Uhr öffneten
sich die Tore zur altbekannten Nürnberger Konzerthalle, die sich auch recht
schnell füllte. Die Zeit bis zum Konzert vertrieb man sich mit Einkaufslust am
coppelianischen Marketenderstand, der jetzt bemerkenswerterweise sehr hübschen,
individuell handgefertigten Damenschmuck im Sortiment führt, wovon man auch
gleich ein Stück erwarb. Vielen Dank an Eva Ende für die Mühen und Ideen, eine
wirklich schöne Sache als Ergänzung für das coppelianische Artikelprogramm.
Als Vorband für diesen Abend hatten sich „Carpe Noctem“,
eine konzertante Gruppierung aus Jena, angekündigt, die man schon auf der ein
oder anderen Videographie hatte sehen können – aber der Liveauftritt war etwas,
das wirklich besondere Erwähnung verdient. Ich muss sagen: Sie haben mich
einfach umgehauen. Diese junge Nachwuchsband mit Cello, Violine, Bass und
Schlagzeug hat es wirklich geschafft, mich vom ersten Ton an zu begeistern!
Ohne Umschweife: Leckt mich am Arsch, die haben es drauf! Absolut positive
Ausstrahlung, Instrumentenbeherrschung, da ist keine große Show nötig – und wer
es schafft, „Toxicity“ auf solche Weise zu covern, Hut ab, Applaus, Applaus für
diese großartige Band! Leider war nicht mehr genug Bares da, um eine CD zu
erwerben, aber das wird garantiert nachgeholt. Grandiose Leistung, bei der man
sich schon vorverausgaben musste!
Coppelius stiegen sofort in das Tempo ein, das Carpe Noctem
vorgelegt hatte, es ging gleich rasant weiter, es wurde viel gejubelt und die
Stimmung war gut, auch mit der bereits bekannten Setlist, bei dem sich einige
Stücke noch tiefer ins Herz bohrten, als sie es schon am Vortag getan hatten. Auch
die Blubberbrigade war diesmal wieder mit von der Partie – ein wunderschönes
„Sternenstaub“, so klare Töne im Seifenblasenregen, das sind Anblicke, die man
nie wieder vergisst. Vielen Dank. Man merkte auch, dass die Herren Spaß an der
Sache hatten – vielleicht nicht so kraftvoll wie am Vortag, aber nicht weniger
gut gelaunt auch gegenüber technischen Ausfällen. Im Gegensatz zu München war
das Publikum nicht so extrem lautjubelnd, aber dafür sehr ausdauernd – zwei
Zugaben, sehr schön auch der eigentliche Abschluss mit „Konzert“, hier vielen
Dank an Herrn Quaas, der sich auch für einen Mini-Walzer zur Verfügung stellte,
was kann es Schöneres geben?
Im Anschluss an das Konzert stellten sich die Herrschaften
noch für Unterschriftensammler zur Verfügung, mit viel Geduld und sehr
freundlich wurden Fotos gemacht, wahrhaft meisterhafte Gemälde übergeben und
Atteste ausgestellt – ein gelungener Abschluss für ein herausragendes
Konzertwochenend-Erlebnis der besonderen Art. Ich freue mich schon auf die
nächsten Konzerte in Stuttgart und Annaberg-Buchholz, und ziehe hiermit das
Fazit: Ein bisschen Habgier geht immer!
Und: Ein großes Sonderkompliment an Bastille, der trotz Handicap so springen kann und sich die Freude an den Auftritten nicht nehmen lässt - allerhöchstens Respekt, dass Sie das mitmachen!
Und: Ein großes Sonderkompliment an Bastille, der trotz Handicap so springen kann und sich die Freude an den Auftritten nicht nehmen lässt - allerhöchstens Respekt, dass Sie das mitmachen!
Sheris vdK
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Fotos vom Konzert in Nürnberg in Bälde von Hard Times Nürnberg, Link zur Galerie folgt.
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